16.07.2009 -
Dem Stau entkommen – Frühes Erkennen von Verkehrsbehinderungen. Die Schweinfurter Firma GPSoverIP greift dem ADAC unter die Arme.
20 Kilometer Stau auf der A3 bei Würzburg Richtung Frankfurt zwischen den Anschlussstellen Helmstadt und Biebelried. Stockender Verkehr auf der A7 Richtung Fulda vor dem Autobahnkreuz Schweinfurt/Werneck. Meldungen, wie sie der Verkehrsfunk jeden Tag dutzendfach sendet. Das Verkehrsaufkommen nimmt ungebrochen zu. Das führt zu einem sich ständig weiter verschärfenden Ärgernis für Spediteure, Geschäftsleute, Urlauber, Pendler – und verursacht volkswirtschaftlich erhebliche Kosten. Dagegen wird technisch aufgerüstet. Informationen über Staus nutzen nämlich dem wenig, der darin feststeckt. Gut wäre es, könnte man ihre Entstehung bereits sehr frühzeitig voraussagen.
Bislang hat der ADAC seine Verkehrsfunkinformationen vor allem von der Polizei und eigenen Staumeldern erhalten. Neuerdings setzt er auch auf das so genannte Floating Car Data-Modell (FCD), bei dem Fahrzeuge ihre aktuelle gefahrene Geschwindigkeit übermitteln. Dazu ist der Automobilclub eine Kooperation mit der Schweinfurter Firma GPSoverIP eingegangen, die 5000 Fahrzeuge mit ihren Telematikgeräten ausgerüstet hat, die ständig Daten über die gefahrene Geschwindigkeit und die Position an ein Rechenzentrum im Schweinfurter Gründerzentrum senden, von wo sie aufbereitet an den ADAC weitergeleitet werden. Geraten Autos ins Stocken oder kommen nur langsam voran, lässt sich sehr schnell die Entstehung einer Verkehrsbehinderung erkennen. Umgekehrt gilt dies auch, wenn der Verkehr wieder fließt. GPSoverIP ist eine junge mit mehreren Innovationspreisen ausgezeichnete Firma, die ein eigenes Navigationsgeräte, das GPSauge IN1, entwickelt hat. „Ein wahres Multitalent“, nennt es Firmenchef André Jurleit. Mit dem handlichen Gerät, kann man nicht nur Fahrzeuge oder Frachten orten, sondern auch telefonieren, SMS und E-Mails verschicken, Musik hören und Fotos anschauen.
Ins Gespräch mit dem ADAC kamen Jurleit und sein Partner Jochen Graf über eine Entwicklung, für die sie auf der CeBIT letzten Jahres mit dem „Convergator des Jahres“ ausgezeichnet wurden. Es handelt sich dabei um die Suchmaschine www.clickapoint.de, hinter der sich eine neuartige Fracht- und Mitfahrbörse verbirgt.
Diese funktioniert so: Jurleit geht ins Internet, gibt die Adresse www.clickapoint.de ein. Es öffnet sich eine große Deutschlandkarte, die einem Routenplaner sehr ähnlich ist. Per Mausklick markiert Jurleit zwei Orte, den Ausgangs- und den Zielpunkt einer Fahrt und gibt per Klick eine Reihe von weiteren Informationen ein: Datum der gewünschten Fahrt, Anzahl der Personen oder Art der Fracht.
Nach dem Klick auf den Start-Button zeigt ihm die Datenbank die vorhandenen Angebote an. Es bringt kostenfrei Angebot und Nachfrage zusammen. Ein Anbieter stellt in die Datenbank sein Profil ein: Termine, Routen, seine Fahrzeuge, die Art der Fracht (Kühlung, Paletten, Schüttgut beispielsweise), gibt an, welche Umwege er möglicherweise zu fahren bereit ist und nennt einen Preis. Wenn er will, sind diese Daten sogar noch während einer aktuellen Fahrt abrufbar.
Das sei gerade für kleinere Spediteure interessant, glaubt Jurleit, „weil so Leerfahrten gemindert werden können.“ Derzeit sind 5000 Fahrzeuge mit dem GPSauge IN1 unterwegs. Bis Ende des Jahres sollen es 15000 sein.