06.11.2006 -
Viel mehr als WWW und E-Mail: wie sich das Internet mit neuen Anwendungen bezahlt macht
Die ultimative Fernbedienung ist klein und handlich. Sie besitzt weniger als 20 Tasten, hat dafür aber einen gut ablesbaren Farbbildschirm. Sie funktioniert immer und überall. Das Gerät, das Marco Mezger, Chef der Firma Xsmart, auf diese Weise beschreibt, nennen andere Mobiltelefon. Was das Handy so interessant macht, ist sein Rückkanal. Nach den Plänen des 33-Jährigen wird dereinst übers Netz bestellt, was heute noch auf Papier gedruckt werden muss: Fahrkarten für den Nahverkehr, Tickets für Shows und Konzerte.
Mezgers Firma Xsmart ist nicht die einzige, die das Datennetz dazu nutzt, sich neue Einkünfte zu erschließen. Besonders viel versprechende Konzepte ehrte Mitte Oktober der Convergators Award, den unter anderen der Branchenverband BITKOM und FOCUS vergeben.
Das Geheimnis ist simpel. Offenbar funktionieren besonders einfache Konzepte besonders gut. Fahrkarten bestellen die heute rund 40 000 Xsmart-Kunden zum Beispiel via SMS. „Das kann sogar meine Großmutter“, meint Mezger. Und es baut auf dem Vorteil, dass wirklich jedes Handy Textnachrichten verschicken kann. Ähnlich einfach ist das GPSauge, das André Jurleits Unternehmen GPSoverIP entwickelt hat: das Kästchen überträgt seine aktuelle Position auf patentierte Weise per Mobilfunknetz. Firmen und Behörden haben so immer im Blick, wie ihr Fuhrpark gerade verteilt ist. Dabei steht das System auch Drittanbietern offen. Hersteller von Taxametern könnten es zum Beispiel in ihre Produkte integrieren und sind dann ähnlich am Erlös beteiligt wie die Teilnehmer an Googles Adsense-Werbeprogramm.
Konkurrenz bei YouTube. Um effiziente Datenübertragung bemüht sich auch Andreas Schweinbenz: Der 39-Jährige ermöglicht mit seiner Firma Netviewer und ihrer gleichnamigen Software, sich gegenseitig auf dem Bildschirm zu sehen – obwohl alles Beteiligten in unterschiedlichen Büros oder gar Filialen sitzen. Mit Headset und Kamera kann man sich unterhalten und gegenseitig in die Augen blicken. Die Software ist so einfach, dass Schweinbenz in den Endkundenmarkt einsteigen will: „Fernsehen für jedermann“ ist seine Vision. Kaninchenzüchter, Freizeitpiloten oder Hobbyköche könnten mit den wohl zur CeBIT 2007 präsentierten Programmen zum Anbieter eines TV-Kanals aufsteigen, der – anders als beim Videoarchiv YouTube – sogar live sendet.