02.06.2006 -
Flottenmanagement. Eine neue technologie erlaut die lückenlose Ortung von Fahrzeugen über das Internet. Immer mehr Drittanbieter schreiben Spezialsoftware für das offene System.
In der Speditionszentrale herrscht Hochbetrieb – ein LKW ist verschwunden. Der Verärgerte Kunde hat bereits dreimal angerufen und seine 500 Kilogramm Frischfisch verlangt. Über das Handy ist der Fahrer nicht erreichbar, von ihm und dem Fahrzeug fehlt jede Spur. Eine halbe Stunde später gibt es Entwarnung: Die Ladung ist abgeliefert, der Fahrer hatte bloß sein Handy verlegt. Einen guten Eindruck beim Kunden hat die Ratlosigkeit dennoch nicht hinterlassen.
In Zeiten von Positionserfassung per GPS werden solche Szenarien zum Glück immer seltener. Doch bestehende Lösungen sind meist sehr teuer und senden Positionsdaten als SMS an die Zentrale. Von Echtzeit ist man dabei weit entfernt. Ein neues System soll das ändern. Es bietet die kostengünstige Übertragung von Positionsdaten in Sekundentakt via Internet.
Auf dem Weg zu Standard. Kernstück des Systems ist das Internetprotokoll GPSoverIP des gleichnamigen Anbieters aus Schweinfurt. Es reglementiert Verfahren zum Datenaustausch von Positionskoordinaten. Im Fahrzeug wird eine handtellergroße Box befestigt, das so genannte GPSauge. Es enthält einen GPS-Empfänger und ein GPRS-Modul. Letzteres sendet empfangene Geodaten komprimiert über das Protokoll an ein Gateway am Firmensitz. Hier werden die Daten dekomprimiert und im HTTP-Format auf dem Server abgespeichert. Registrierte Kunden haben nun die Möglichkeit, über eine webbrowserähnliche Software von jedem Punkt der Erde aus die Bewegungen ihrer Fahrzeuge mitzuverfolgen – im Sekundentakt und bis auf wenige Meter genau. Neben der exakten Positionsbestimmung lassen sich damit auch Mautgebühren präzise nachprüfen.
GPSoverIP ist ein offenes Protokoll. Das ist für Geschäftsführer André Jurleit kein Lippenbekenntnis. Denn: „Alles was sich öffnet, bringt den Markt nach vorn.“ Entwickler haben die Möglichkeit, kostenfrei eigene Software mit speziellen Funktionen zu schreiben. So entwickelte die GPP AG ein Programm, das Satellitenbilder von Google Earth zur Darstellung am Monitor verwendet. Ein halbes Dutzend solcher Produkte sind bereits erhältlich, etwas loc8 your car, das Flottenmanagement über PDA ermöglicht, oder das netzwerkfähige LineTracker zur Erfassung von Pistengeräten und Fertigbetonfahrzeugen. Der offen gelegte Zugang hat natürlich einen handfesten Hintergrund: „Wir wollen mit unserem Produkt einen Standard schaffen.“ Derzeit arbeitet das Team von GPSoverIP daran, auch die Übertragung von Fahrzeugdaten und Signalauswertungen zu ermöglichen. Außerdem soll auch der umgekehrte Weg möglich werden: vom Server ins Fahrzeug.